Umwelt-Tipp Februar 2021

Veröffentlicht am: 1. Februar 2021

Brauchen Sie was Neues?

Wir kennen sie alle: die Abfallentsorgung! Die Begriffe Duales System, Grüner Punkt, Papier-Recycling, thermische Verwertung, Einweg- und Mehrwegverpackungen und, und, und, … Seit etwa 1990 bestimmen sie unser Leben.

Wir sortieren, was das Zeug hält. PET in den blauen Container, PVC in den grünen, Elektroschrott dort hinten links und Metall hier um die Ecke. Abfall ist zu Wertstoff geworden, der wiederverwertet wird oder der durch Verbrennen Energie erzeugt (thermische Verwertung). Alles ist genau geregelt und macht auch Sinn.
Für die Wiederverwertung dürfen nur zertifizierte Firmen den Abfall ankaufen, weil sie sicherstellen, dass alles fein säuberlich zerlegt und dem Materialkreislauf wieder zugeführt wird.

Allerdings fehlt ein wichtiger Bestandteil: die Reparatur.

Wie oft haben Sie schon Gegenstände weggeworfen, die noch funktionieren? Auch diese Dinge werden leider dem bestehenden System unterworfen, also zerlegt, sortiert und recycelt.
Anders ist es in Belgien. Dort gibt es seit den 1990er Jahren eine Firma mit Namen „de kringwinkel“. Sie entstand als Art Dachverband aus sozialen Einrichtungen und kleinen Werkstätten, die sich der Reparatur von alltäglichen Dingen verschrieben haben. Die Firma zählt jetzt 5000 Mitarbeiter und sammelt jährlich 74.000 Tonnen „Abfall“. Die Gegenstände müssen bestimmte Kriterien erfüllen, dann werden sie kostenlos von zu Hause abgeholt und einer Wiederverwendung zugeführt. Die Bilanz kann sich sehen lassen, denn 43% der Artikel sind in Ordnung und 34% werden repariert: Second Hand im großen Stil und mit Gewinn für alle Beteiligte. Der Rest wird wiederverwertet.

Natürlich kann man auch bei uns gebrauchte Sachen kaufen. Es gibt auch Repair Cafés, auch in Penzberg. Aber man bewegt sich auf diesem Gebiet sehr schnell in einer rechtlichen Grauzone. In Deutschland gibt es kein Recht auf Reparatur. Vielleicht schaffen wir ja den Weg zu einem ternären System: Wiederverwendung, Reparatur, Recycling. Zumindest sind Bestrebungen in diese Richtung vorhanden.