Geschichte

Die Pfarrei von 1899 bis 1999
Aus der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum

Auf dieser Seite erhalten Sie einen Blick auf die Geschichte unserer noch relativ jungen Pfarrgemeinde. Die Zusammenstellung entstand anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Kath. Pfarrgemeinde in Penzberg und bezieht sich daher auf die Zeit von 1899 bis 1999.

Die Entwicklung der Pfarrei in den ersten Jahren

 Viele Menschen waren in unsere Stadt zugewandert. Auch der Ausländeranteil lag wesentlich höher als in anderen bayerischen Bergwerksorten. Um die Jahrhundertwende bestand ein beträchtlicher Teil der Bergwerksbelegschaft aus Tschechen, Slowenen, Kroaten, Südtirolern und Italienern. Damit kamen nicht wenige aus so genannten „gut katholischen“ Gebieten. Aber nur ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung fand in der Pfarrgemeinde eine geistige Heimat.

Obwohl der Frauenbund und der katholische Arbeiterverein (später Werkvolk, heute Kath. Arbeitnehmerbewegung) schon früh gegründet wurden und zahlenmäßig einen hohen Mitgliederstand aufwiesen, war der Übergang von der angestammten Heimat in die neu entstandene Bergarbeiterstadt doch so gravierend, dass sich bei nicht wenigen auch eine religiöse Entwurzelung bemerkbar machte.

Im Unterschied zu anderen Pfarreien gab es in Penzberg weniger Traditionschristentum, dafür aber eine bewusste Glaubensverwirklichung einer kleineren Gruppe. Die Mündigkeit der einzelnen Christen, auf die in vielen Pfarreien heute zunehmend Wert gelegt wird, war bereits in der damaligen Zeit in Penzberg nichts Ungewöhnliches.

Dass Menschen aus verschiedenen Ländern in Penzberg eine Heimat fanden und einen bedeutenden Beitrag zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung unserer Stadt leisteten, war schon im vergangenen Jahrhundert nicht ungewöhnlich. Um die Jahrhundertwende kamen rund ein Viertel der Penzberger Einwohner aus anderen Ländern.

In Penzberg gab es schon immer eine breite Palette unterschiedlicher Weltanschauungen, mit denen sich auch die katholischen Christen auseinandersetzen mussten. in Krisenzeiten versuchten neben der Gewerkschaft und den politischen Gruppierungen auch christliche Verbände die Bergarbeiter zu unterstützen. Dieses Anliegen der christlichen Verbände wurde jedoch nicht nur positiv aufgenommen, sondern auch als unerbetene Einmischung empfunden. So wurde z.B. die Gründungsversammlung des kath. Frauenbunds (1919 im „Staltacher Hof“) massiv gestört.

Vielleicht hat das nicht immer ungetrübte Verhältnis zwischen Arbeiterschaft und Kirche zumindest in unserer Stadt zu erhöhter Sensibilität und Offenheit gegenüber Andersdenkenden beigetragen.

 

Die Pfarrei in der Nazi-Zeit

 Im Oktober 1937 kam Erich Beneke als Kaplan nach Penzberg. Binnen kurzer Zeit wurde die Pfarrjugend zu einer lebendigen Gemeinschaft geformt, die sich während der Kriegszeit besonders bewährte. Ein Jugendbekenntnistag am Dreifaltigkeitssonntag 1939 wurde zu einem großen Erfolg, obwohl die Nationalsozialisten und die Hitlerjugend mit allen Mitteln dagegen ankämpften.In der Jachenau fanden geheime Treffen der katholischen Jugend statt. Ein Verhör durch die Gestapo folgte sofort im Anschluss an eine solche Zusammenkunft.

Als Kaplan Beneke noch im Krieg war, wurde schließlich Anzeige gegen ihn erstattet wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz. Begründung: Er habe eine Flugschrift mit staatsfeindlichem Inhalt versandt. Aus dem Protokoll eines Verhörs: Gestapomann: „Und der Beneke?“ Antwort: „Der ist noch im Krieg.“ Gestapomann: „Gut, den kaufen wir uns nach dem Krieg.“

Ein anderer geborener Penzberger, Kaplan Rudolf Bernhard, verhalf 1938 einem jüdischen Kaufmann zur Flucht in die Schweiz, versorgte ihn mit Lebensmitteln und Geld, ständig unter der Gefahr, als Devisenschieber angeklagt zu werden. In dieser schlimmen Zeit wuchs die ökumenische Verbundenheit unter den Konfessionen, gerade auch durch den evangelischen Vikar Karl Steinbauer, der mutig gegen die nationalsozialistischen Machthaber auftrat.

Eine der bittersten Stunden der Pfarrei

Die bitterste Stunde für die Pfarrei Penzberg war wohl am 16. November 1944. Bei einem Bombenangriff wurde der größte Teil der Barbarakirche an der Bahnhofstraße zerstört. Lediglich der Altarraum blieb erhalten. Kurz danach errichteten die Pfarreimitglieder eine Notkirche.

In der Folgezeit wurde ein Kirchenbauverein gegründet. Es war eine großartige Leistung der Pfarreimitglieder, in dieser schwierigen Nachkriegszeit, in den Jahren 1949 bis 1951, den Neubau der Kirche zu ermöglichen. Eine ältere Frau sagte vor kurzem: „In diese Kirche ist ein Teil meines Lebens miteingemauert.“

Am 7. Oktober 1951 konnte der damalige Bischof von Augsburg, Dr. Joseph Freundorfer, die Weihe der neuen Christkönigskirche vollziehen. Sie war eine der ersten Kirchenneubauten in der Diözese Augsburg nach dem 2.Weltkrieg.

Statt „Barbarakirche“ jetzt „Christkönigskirche“

Die hl. Barbara, eine Märtyrerin aus der frühen Zeit der Kirche, ist die Patronin der Bergleute. In vielen Bergwerksorten gibt es Kirchen, die nach dieser Heiligen benannt sind.

In der Zeit, als der Neubau der Kirche an der Bahnhofstraße entstand, war die Erinnerung an die unheilvolle Geschichte des Dritten Reichs noch ganz lebendig. Zur NS- Ideologie, die mit dem Zusammenbruch des Dritten Reichs endete, bildete im deutschsprachigen Raum die Christkönigsverehrung ein religiöses Gegengewicht. Hierin liegt der Grund, dass die neue Kirche nicht mehr Barbarakirche, sondern Christkönigskirche genannt wurde.

Ihr Titel

Gründung der Pfarrei Steigenberg

Es ist ein guter Grundsatz, dass Kirchenbauten dort entstehen sollen, wo viele Menschen ihren Wohnbereich haben. In den Jahren um 1960 entstand ein neuer Stadtteil in Steigenberg-Fischhaber.
Am 11. Sept. 1964 wurde dort ein neues Gotteshaus geweiht. Die Kirche erhielt den Namen „Zu Unserer Lieben Frau von Wladimir“ – benannt nach einer berühmten Marien-Ikone aus Russland.

Lichtblicke in der Geschichte der Penzberger Pfarreien

Eine der ersten großen Aktionen der Pfarrei war 1918 die Gründung des Bauvereins durch die Mitglieder des Katholischen Arbeitervereins zusammen mit dem damaligen Pfarrer Adolf Pfeiler. Für viele Menschen konnten dringend benötigte Wohnungen gebaut werden.

Ebenso entstand neben der damaligen Barbarakirche ein Kinderheim, das sich der hilfsbedürftigen Kinder annahm. 1969 wurde dieses Kinderheim nach Steigenberg verlegt unter dem neuen Namen „Jugendhaus Don Bosco“.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde in Penzberg die Ambulante Krankenpflege ins Leben gerufen. Bis vor wenigen Jahren waren Schwestern der Krankenfürsorge des Dritten Ordens im Einsatz.

Die Caritasarbeit bewährte sich gerade in der schwierigen Zeit nach dem 2. Weltkrieg, als viele Menschen aus ihrer angestammten Heimat vertrieben worden waren.

Im kirchlichen Raum entstanden einige Beratungsstellen, die Hilfen in schwierigen Lebenssituationen anbieten. Darüber hinaus wurden ein kirchlicher Kindergarten in Steigenberg erbaut sowie Selbsthilfegruppen ins Leben gerufen wie die „Spaßvögel“ und die Gruppe MS- und Körperbehinderte.

1995 wurde das Barbara-Haus fertigestellt. Die Raumnot der Pfarreigruppen war damit behoben. Ein vielfältiges Pfarrei-Leben konnte sich weiter entwickeln.

Mit dem Umzug der ehemaligen Pfarrbücherei in den Michaels-Raum des Pfarrzentrums Christkönig boten sich auch dem Bibliotheks-Team neue Perspektiven und den Lesern neue Möglichkeiten.

Zu den Lichtblicken in unseren Pfarreien gehört vor allem die unermüdliche Mitarbeit vieler Pfarreimitglieder. Unzählige Stunden wurden ehrenamtlich geleistet, ungezählte Dienste wurden übernommen.
Die Pfarreien bewiesen hier schon früher viel Weitblick, indem sie auch ehrenamtliche Mitarbeiter mit Aufgaben betrauten.